Baugeschichte der Gemeinde St. Elisabeth (Teil 2)

Man wird nie fertig

Wer schon einmal gebaut hat, der weiß: Mit Bauen wird man nie fertig.

Die Kirche ist noch keine zehn Jahre alt, da muss auf Anordnung der Behörde der Blitzableiter erneuert werden.

Inzwischen hat die Elektrizität ihren Siegeszug angetreten; so wird in der Kirche die Gasbeleuchtung gegen eine elektrische Beleuchtung ausgetauscht.

In der KV-Sitzung vom 4. November 1920 ist zum ersten Mal von Bergschäden die Rede, über deren Beseitigung mit Zollverein verhandelt werden soll. Da der Bauausschuss mit der Zeche innerhalb von viereinhalb Jahren zu keiner Einigung kommt, wird die Angelegenheit im Juli 1925 dem „Bergschaden-Büro" in Bochum übergeben - offenbar mit Erfolg. Im Oktober des Jahres kann der Bauausschuss dem KV berichten, dass die Zeche Zollverein die gesamten Kosten für die Instandsetzung übernimmt. Trotzdem dauert es noch eineinhalb Jahre, bis die Arbeiten vergeben werden können.

Ein Grund für die zögerliche Haltung der Zeche mag darin liegen, dass in der Zwischenzeit (1923) die Inflation über Deutschland hinweg gegangen ist.

 

Der Kindergarten

Wie oben schon gesagt: mit Bauen wird man nie fertig.

Schon im Jahre 1910 wurde „...in der Schulstraße (bei Volmer)..." eine „Kinderbewahrschule" eröffnet. Diese soll nun auch ein eigenes Heim bekommen. Ab 1927 gibt es Planungen für eine „Verwahr- und Handarbeitsschule", die zunächst aus Kostengründen als „Holzbau auf massivem Fundament" erstellt werden soll. Im Dezember 1930 endlich beschließt der KV den Bau einer „Kinderbewahrschule" mit einem Kellerraum (unser altes Pfarrsälchen) als Jugendheim. Am 5. Juli 1931 kann dann die Einweihung des neuen Kindergartens gefeiert werden.

 

Innenansicht des Kindergartens
Innenansicht des Kindergartens

 

Am 4. Oktober 1934 konsekriert Weihbischof Dr. Hammels den Hochaltar. Bis dahin wurde offensichtlich ein am 16. Juni 1898 geweihter Altar (vielleicht auch nur ein Altarstein) genutzt.

 

Am 31. März 1937 scheidet Pfarrer Becher, der schon seit längerer Zeit schwer erkrankt ist, aus dem Dienst aus. Im April wird sein Nachfolger, Pfarrer Rotthäuser , in sein Amt eingeführt. Im Sitzungsprotokoll vom 26. März 1937 heißt es. „Im Pfarrhaus muss ein Zimmer ausgebessert werden. ..." So preiswert ist ein Umzug eines Pfarrers heute nicht mehr.

Mit dem Amtsantritt von Pfarrer Rotthäuser beginnt auch ein neues Kapitel in der Baugeschichte.

 

Immer etwas in Bau oder Planung

Schon in der zweiten Sitzung unter dem neuen Pfarrer beschließt der KV den Einbau einer Lautsprecheranlage in der Kirche. Wenig später wird im Zuge von Bergschädenbeseitigung unter den Bänken ein Holzfußboden verlegt.

1938 wird eine „Vorsakristei" (Elisabethzimmer) gebaut. Der Raum soll in erster Linie der Kinderseelsorge dienen, da die Priester nicht mehr in die Schulen dürfen.

 

Im Zuge von Bergschädensanierung werden 1939 Kaplanei und Schwesternhaus dahingehend umgebaut, dass die Schwestern das ganze Untergeschoss und die Kapelle im Obergeschoss bekommen; der Rest des Obergeschosses wird Wohnung für einen Kaplan.

 

Im Dezember 1939 - gut ein viertel Jahr nach Kriegsausbruch - wird die Statue der hl. Barbara, ein Werk des Bildhauers Pütz, Wiedenbrück, in der Kirche aufgestellt. Pfarrer Rotthäuser schreibt dazu in der Chronik: „...Möge sie schützend ihre Hand über die ganze Pfarre, besonders unsere Bergleute und unsere Soldaten halten."

 

Ausbau der Kirche und Kirchturm

Erste Pläne für die Erweiterung der Kirche und den Bau eines Kirchturms werden im Juni 1940 vorgelegt. Danach soll die Kirche um das fehlende Joch erweitert werden. Außerdem soll ein Vorbau mit einem kleinen Saal und einer Wohnung sowie ein 45 m hoher Turm der ebenfalls eine Wohnung beinhalten sollte, gebaut werden.

 

Plan zum Ausbau der Kirche 1940
Plan zum Ausbau der Kirche 1940

 

Unabhängig von diesen Erweiterungsplänen wird in diesem Jahr der Chorraum nach Plänen des Architekten Jung höher gelegt und vergrößert. Am Sonntag Laetare (3. Adventssonntag) wird der neu gestaltete Chorraum eingeweiht.

Vorher gibt es an den Dächern der Kirche und der anderen Gebäuden schwere Sturmschäden. Unter Anderem wird hierbei das Glockentürmchen vom Dach geweht. Zwar ist der größte Teil des Schadens durch Versicherung gedeckt, aber es gibt keine Handwerker; so ziehen sich die Reparaturen bis Juni 1941 hin. Entsprechend leidet der Innenraum, besonders das Gewölbe, unter der eindringenden Feuchtigkeit.

 

Innenansicht der Kirche um 1940
Innenansicht der Kirche um 1940

 

Trotz der Kriegszeit wird im April 1941 eine neue Planung des Architekten Jung für den Ausbau der Kirche vorgelegt. Danach sollten die Baukosten 150.000 Mark betragen. Im Krieg ist natürlich an die Realisierung einer solchen Maßnahme nicht zu denken.

Gebaut wird aber trotzdem! Wenn schon die Kirche nicht ausgebaut werden kann, baut man doch einen Gruppenraum an die Kirche an - das Don-Bosco-Zimmer. Da das Arbeitsamt keine Genehmigung erteilt - Arbeitskräfte sind ebenso rationiert wie alles Andere - werden die Arbeiten in Selbsthilfe ausgeführt. Pfarrer Rotthäuser in der Chronik: „Hoffentlich kommt kein unangenehmes Ende dahinter."

Während der Bombenangriffe, besonders in den Jahren 1943 - 45 erleidet unsere Kirche schwere Schäden. Besonders Dach und Fenster sind betroffen.

 

Beseitigung der Kriegsschäden

Am Weißen Sonntag (8. April) 1945 wird Schonnebeck von den Amerikanern besetzt. Damit ist die Zeit der Bombenangriffe vorbei. Schon am 22. April trifft sich der KV zu einer Schadensbilanz. Es gibt erhebliche Schäden an den Dächern aller Gebäude. Die Kirchenfenster sind alle - zum großen Teil einschließlich Sandsteinmaßwerk - zerstört bzw. schwer beschädigt.

 

Die Schäden an den Dächern können im Laufe des Jahres im Wesentlichen beseitigt werden. Die Instandsetzung bzw. Erneuerung der Fenster gestaltet sich etwas schwieriger und kann erst im nächsten Jahr (1946) in Angriff genommen werden.

 

Das Mittelfenster im Chorraum kann wird fast vollständig in alter Form wiederhergestellt. Vier weitere Fenster werden ebenfalls unter Verwendung von Teilen der zerstörten Fenster repariert. Elf weitere Fenster werden erneuert. Das liest sich einfach, ist aber unter diesen Umständen recht schwierig. Geld allein reicht zu dieser Zeit nicht aus. Für die Herstellung des Maßwerks kommen Steinmetze aus der Eifel, die von der Gemeinde untergebracht und beköstigt werden müssen. Dabei ist zu bedenken dass der größte Teil der Bevölkerung selbst nicht genug zu beißen hat, und Wohnraum ausgesprochene Mangelware ist. Außerdem muss Material (Altglas, Blei und Benzin) beigestellt werden - es gibt ja nichts zu kaufen! Trotz aller Schwierigkeiten können bis Ende 1946 16 der 21 Kirchenfenster wiederhergestellt werden - für die damalige Zeit eine stolze Leistung.

Die letzten Fenster und noch ausstehende Dachreparaturen werden 1948 fertig gestellt. Außerdem erhält die Kirche eine neue Heizung, für die ebenfalls Material besorgt werden muss.

 

Mit der Währungsreform am 20. Juni 1948 geht das bis dahin angesparte Vermögen der Kirchengemeinde von 130.000 Mark den Bach hinunter. In Anbetracht der notwendigen Ausgaben (neue Heizung, Dachreparaturen, Ausmalung der Kirche) sind die 6,5%, die nach der Reform übrig bleiben, wahrlich nicht viel. Pfarrer Rotthäuser in der Chronik: „Unsere Ausbaupläne sind damit wohl für lange Zeit zum Tode verurteilt."

In diesem Jahre - 50 Jahre nach dem Bau der Notkirche - feiert man das 50-jährige Bestehen. Aus diesem Anlass wird, neben vielen anderen Aktivitäten, die feierliche Konsekration unserer Kirche, die früher unterblieb am Sonntag, 4. Juli 1948, durch Weihbischof Ferche nachgeholt.

 

 

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