Baugeschichte der Gemeinde St. Elisabeth (Teil 3)
Neue Baupläne
Offensichtlich ist das „Todesurteil" für die Ausbaupläne der Kirche doch zu früh ausgesprochen. Bereits am 22. Juli 1948, also gut einen Monat nach der Währungsreform, legt der Vorsitzende dem KV wieder einen Plan des Regierungsbaumeisters Jung für den Ausbau der Kirche und den Bau eines Turms vor. Vorgesehen sind im Turm ein Keller, ein kleiner Saal für die Jugendarbeit sowie vier kleinere Wohnungen, die zunächst die Finanzierung erleichtern und später auch als Gemeinderäume dienen sollen. Außerdem soll die Kirche um ein Joch verlängert und mit einer Vorhalle und zwei Seitenkapellen ausgestattet werden.
Der Baubeschluss, der in dieser Sitzung gefasst wird, muss später wegen unsicherer Finanzierung zurückgenommen werden - wir sind heute nicht traurig darum. Auch ein neuer Finanzierungsvorschlag von Pfarrer Rotthäuser im Jahre 1949 für den ersten Bauabschnitt des Turms erweist sich als nicht tragfähig.
Bei dieser Gelegenheit ist anzumerken, dass Pfarrer Rotthäuser schon seit langem zu Gunsten der Gemeinde auf einen Teil seines Gehalts verzichtet.
In diesem Jahr (1949) ist wieder eine große Bergschädenreparatur fällig. Aus dem Gewölbe fallen Putzbrocken herunter, so dass große Teile der Kirche gesperrt werden müssen. Im Zuge dieser Reparatur wird die Elektroinstallation erneuert und die Kirche neu ausgemalt. Wenn auch ein großer Teil der Kosten durch den Bergbau übernommen wird, kommen auf die Gemeinde doch Kosten in Höhe von 18.000 DM zu, die zum großen Teil durch Darlehen gedeckt werden müssen.
Das Jugendheim
Wenn auch die finanzielle Lage der Gemeinde nicht gerade rosig ist, wird weiter gebaut. In der KV-Sitzung vom 29. Oktober 1950 schlägt der Vorsitzende, angeregt durch den Wunsch der Kolpingsfamilie nach Werkräumen, vor ".... ein Projekt zu entwickeln, das alle Wünsche befriedigt, zugleich einen größeren Saal umfasst, damit auch sämtliche Vereine darin ihre Tagungen und Feste abhalten."
Daraufhin erarbeiten die Architekten Ruhnau und Romanski einen Plan für den Bau eines Saales für 500 Personen mit den entsprechenden Nebenräumen. So optimistisch ist man zu dieser Zeit. Von diesem Plan wird zunächst ein Anbau an den Kindergarten mit zwei Gruppenräumen im Erdgeschoss und Werkräumen im Kellergeschoss realisiert. Der erste Spatenstich - das ist wörtlich zu nehmen erfolgt am 25. April 1951; die Grundsteinlegung findet am 9. Juni und das Richtest am 24 September statt. Die Einweihung konnte dann am 27. April 1952 gefeiert werden. Ein großer Teil der Arbeiten, darunter auch das Ausheben der Baugrube in Handarbeit, wurden in Selbsthilfe erledigt.
Schwere Bergschäden, Ausbau der Kirche
Schon im Jahre 1953 treten wieder schwere Bergschäden in der Kirche auf. Ein großer Teil der Kirche muss ein Schutzgerüst erhalten, damit die Kirchenbesucher nicht von herabfallenden Brocken verletzt werden können. Im Frühjahr 1955 macht der Bergbau den Vorschlag, das Gewölbe vollständig zu entfernen und eine flache Decke einzuziehen. Wenig später liegt eine neue Planung des Regierungsbaumeisters Jung für die Sanierung und den Ausbau der Kirche vor.
Diese Planung wird weitestgehend umgesetzt:
• Das Gewölbe wird entfernt und eine flache Decke eingebaut, die auf
Wunsch des Dombaumeisters künstlerisch gestaltet wird.
• In die Giebelwand wird eine große Rosette eingebaut
• Der Kirche wird eine Vorhalle angebaut mit fünf Eingangstüren, einer
Tauf- und einer Marienkapelle.
• Ein freistehender Kirchturm (Campanile) für 5 - 6 kleinere Glocken
soll gebaut werden.
• Zwischen Turm und Kirche soll ein Verbindungsbau entstehen, der in
erster Linie die Pfarrbücherei aufnehmen soll.
In den Jahren 1955 - 57 werden die Arbeiten in und an der Kirche in der vorgesehenen Form durchgeführt. Gleichzeitig wird eine neue Orgel (16 Register) angeschafft.
Der Kirchturm
Für die Finanzierung des Kirchturms wird 1955 ein neuer Kirchbauverein gegründet, der nach kurzer Zeit etwa 700 Mitglieder hat.
Die Planung, die den Turm an der Ecke Immelmannstraße / Huestraße vorsieht, muss - mal wieder wegen des Bergbaus - geändert werden, so dass der Turm an seinem heutigen Standort entsteht. Im Herbst 1958 - inzwischen ist das Bistum Essen gegründet - wird mit dem Bau des Glockenturmes als „Campanile" begonnen.
Am 22. Dezember 1958 werden die sechs Glocken im Beisein von 22 Gemeindemitgliedern von der Firma Mabillon in Saarburg gegossen.
Da sich die Fertigstellung des Turmes länger als geplant hinzieht, kann die feierliche Glockenweihe erst im März 1959 stattfinden. In der Osternacht läuten dann die Glocken zum ersten Mal. Pfarrer Rotthäuser schreibt dazu in der Chronik: „Aus Sympathie haben sich die Glocken der evangelischen Kirche angeschlossen. - So ist Ostern in einzigartiger Weise ein Jubeltag der Pfarrgemeinde geworden."
Wegen des geänderten Standortes kann der Verbindungsbau zur Kirche nicht gebaut werden; so entschließt man sich 1960 einen Raum für die Bücherei an den Turm anzubauen.
Im Frühjahr 1960 erkrankt Pfarrer Rotthäuser schwer. Wegen dieser Krankheit, von der er sich nicht mehr vollständig erholt, stellt er 1961 Antrag auf Pensionierung, dem auch zum 1. Juni des Jahres stattgegeben wird.
Am 10. September 1961 wird Pfarrer Kaiser in sein Amt an St. Elisabeth eingeführt.
Es gibt immer was zu tun
Pfarrer Kaiser ist nicht gerade scharf aufs Bauen, aber es geht nun mal nicht ganz ohne. So muss zunächst das Kirchendach erneuert werden. Auch das Pfarrhaus braucht ein neues Dach.
Da die Schwestern Ende September die Station in Schonnebeck aufgeben, wird 1963 das Haus Auf dem Stapel 63/65 so umgebaut, dass vier Wohnungen entstehen.
Auch die Kirchenfenster müssen saniert werden.
Neuer Chorraum
Im Juni 1967 beschließt der KV die Vergabe der Arbeiten für die Umgestaltung des Chorraums, nachdem schon im März 1965 - begründet mit der Liturgiereform - die Neugestaltung beschlossen wurde. Hierbei werden die gesamte Einrichtung des Chorraums (Hochaltar, Seitenaltäre) sowie die Kommunionbänke entfernt. Nach Abschluss dieser Maßnahme wird im Herbst 1968 die Kirche neu ausgemalt.
In den Jahren 1971 und 1972 wird die Orgel aufgerüstet bzw. teilerneuert.
Bergschäden und kein Ende?
Die meisten Mitglieder unserer Gemeinde können sich erinnern, dass in all den Jahren ständig neue Bergschäden auftreten, die immer wieder kurzfristig behoben werden. Im Mai 1973 nehmen die Schäden einen solchen Umfang an, dass die Kirche am 25. Mai nach einer Besichtigung durch Herren des Bergbaus, des Kirchenvorstands, des Bischöflichen Generalvikariats sowie den Architekten Schampers und Pfarrer Kaiser sofort geschlossen werden muss.
Es wird überlegt, die Kirche abzureißen und eine neue Kirche zu bauen. Der Bergbau lässt aber in dieser Hinsicht nicht mit sich reden (heute sagen wir: Gott sei Dank) und besteht auf einer gründlichen Reparatur mit Bergschädensicherung. Da hierfür ein „Ringanker" um das ganze Bauwerk verlegt werden muss, müssen alle Anbauten (Sakristei, Elisabeth- und Don-Bosco-Zimmer) abgebrochen werden. Der ursprünglich vom Bergbau vorgesehene Einbau von Zugankern in Höhe der Mauerkrone, die in der Kirche sichtbar gewesen wären, kann glücklicherweise abgewendet werden.
Für die Zeit der Instandsetzung, die sich immerhin bis November 1974 hinzieht, wird durch den Bergbau der evangelische Gemeindesaal als Notkirche für unserer Gemeinde angemietet.
Die Kirche ist nun zwar wieder hergestellt, aber damit ist noch kein Ende der Bergschäden erreicht. Das Pfarrhaus, das schon seit Jahren schwer beschädigt ist, - im Keller stehen schon lange dicke Holzstempel, - kann so nicht mehr länger stehen bleiben. Es muss also ein neues Pfarrhaus her.
Auch hier gibt es Probleme mit dem Bergbau. Der von der Gemeinde vorgesehene Bauplatz, auf dem das Pfarrhaus dann doch gebaut wird, gilt als extrem bergschadengefährdet. Von da her soll das Haus an anderer Stelle errichtet werden. Der Kirchenvorstand besteht jedoch darauf, dass der Pfarrer in der Nähe der Kirche wohnen soll, und so gibt der Bergbau schließlich sein Einverständnis. Es wird eine umfangreiche Bergschadensicherung eingebaut, so dass mit größeren Gebäudeschäden nicht zu rechnen ist. Die etwas eigenwillige Form des Gebäudes hängt auch mit der Bergbaueinwirkung zusammen; es muss eine „Dreipunktlagerung" (ein dreibeiniger Tisch wackelt nicht) gewählt werden, und die ist mit dieser Form leichter zu beherrschen als mit einem rechteckigen Grundriss.
1980 kann das neue Pfarrhaus dann bezogen und das alte abgebrochen werden.